Historie

 

Die RWTH Aachen wurde im Jahre 1870 als "Königliche Rheinisch-Westphälische Polytechnische Schule" in Aachen eröffnet. Ein Chemiestudium war hier in der Abteilung "Fachschule für chemische Technik und Hüttenkunde" seither möglich. Für die Chemie waren zunächst drei planmäßige Dozenten vorgesehen: Als Vorsteher der Chemiesektion wurde Hans Heinrich Landolt, zuvor Ordinarius in Bonn, als "Ordentlicher Lehrer für Reine Chemie" bereits 1869 ernannt; als "Ordentlicher Lehrer für Technische Chemie und Hüttenanlagen" folgte 1870 Joh. Karl Friedrich Stahlschmidt, zuvor an der Gewerbe-Academie zu Berlin, sowie ebenfalls 1870 Alexander Claßen als "Ausserordentlicher Lehrer für Reine Chemie". Landolts Professur wurde bei seinem Weggang aus Aachen 1880 in zwei (später so genannte) Ordinariate aufgeteilt, besetzt mit August Michaelis (seit 1883: "Organische Chemie") und Alexander Claßen (seit 1883: "Unorganische Chemie"). Claßen, einer der Begründer der analytischen Elektrochemie, wurde 1897 zusätzlich Ordinarius für "Elektrochemie". Schließlich wurde im Jahre 1906 die Physikalische Chemie als "Theoretische Hüttenkunde und Physikalische Chemie" ebenfalls mit einem Lehrstuhl ausgestattet, der mit Rudolf Schenck besetzt wurde. Aus diesen Lehrstühlen entwickelten sich die späteren Institute, an denen so bedeutende Forscher und Lehrer wie die weltbekannten Organiker Ludwig Claisen (Nachfolge Michaelis) und anschließend Julius Bredt, sowie der Anorganiker Alfred Benrath (Nachfolge Claßen), der Physikochemiker Rudolf Ruer (Nachfolge Schenck) und die technischen Chemiker Oskar Rau (Nachfolge Stahlschmidt) und danach Walter Fuchs als Ordinarien tätig waren. Zu diesen Lehrstühlen vor der Jahrhundertmitte (die in der Zeit des Nationalsozialismus z.T. politisch motivierter Umstrukturierung unterlagen) kamen seit den fünfziger Jahren sieben weitere.

Im Jahre 1899 erhielt die RWTH (nunmehr eine "Technische Hochschule") das Promotionsrecht und damit einen universitätsähnlichen Rang. Die Chemie war bis zum Jahre 1940 nicht mit der Mathematik und Physik in einer Fakultät vergesellschaftet, sondern fand sich mit dem Bergbau und der Hüttenkunde vereint, eine Situation, die noch heute nachwirkt und strukturelle Gegebenheiten bedingt, die den Universitäten fremd sind. Beispielsweise kam es erst 1934 zu einer formalen Trennung von Physikalischer Chemie und Theoretischer Hüttenkunde, mit der Folge, daß nunmehr ein separater Lehrstuhl für Physikalische Chemie eingerichtet wurde. Seit 1940 aber gehört die Chemie als Fachabteilung für Chemie, d.i. eine von drei Fachabteilungen, zur Fakultät für Naturwissenschaften und Ergänzungsfächer, im Jahre 1961 umbenannt in "Fakultät für Allgemeine Wissenschaften", um ab 1965 den Namen "Mathematisch-Naturwissenschaftliche Fakultät" und ab den 21.05.1999 den Namen "Fakultät für Mathematik, Informatik und Naturwissenschaften" zu führen. Seit 1965 ist die dritte Fachabteilung dieser Fakultät, nämlich jene für Wirtschafts- und Kulturwissenschaften, ausgegliedert, und zur Chemie gesellte sich in der Fachabteilung für Chemie und Biologie die letztere, ein Gegenstück zur Fachabteilung für Mathematik und Physik. Die jetzige Struktur der Fakultät gilt seit 1986. Nunmehr besteht die Fakultät für Mathematik, Informatik und Naturwissenschaften aus den fünf Fachgruppen Mathematik, Physik, Informatik, Chemie und Biologie.